
Aktion „Kunstverstecke und Geheimpapiere“ – oder wo hat Dawanda die Kunst versteckt?
Ihr
werdet Euch sicher die Frage stellen, weshalb es eine Aktion wie
„Kunstverstecke und Geheimpapiere“ überhaupt gibt. Und ich frage mich
schon seit langer Zeit, weshalb einerseits das Selbermachen, das
Erlernen alter Kultur- und Handarbeitstechniken eine Renaissance
erfahren, anderseits die Kunst-Handwerker und Künstler dieser Metiers
nicht auskömmlich von Ihrer Arbeit leben können. Plattformen wie Dawanda
expandieren und segeln unter der Flagge „Products with Love“, wenn es
aber um die Belange der Verkäufer auf dieser Plattform geht, ist es mit
der Liebe nicht mehr weit her. Denn Kunst und Papeterie wurden im Zuge
des Relaunchs der Seite im August 2013, unter Wohnen versteckt, und
tauchen seitdem seitlich in der Navigation nicht mehr auf. Das führt zur
Unsichtbarkeit der Kategorien (insbesondere bei der Nutzung von
Tablets) und zu Verkaufseinbrüchen bei den Shops dieser Sparten.
Mir
ist es unverständlich, weshalb die Kunst auf einer Plattform für selbst
gemachtes zur Randerscheinung wird, und es seit 2010 keine
Kunst-Themenwelt mehr gegeben hat. Auch in den zahlreichen Newslettern
ist die Kunst bestenfalls marginal vertreten. Auch die Papeterie wurde
dem Wohnen untergeordnet. Seitdem sind Kalender, Postkarten,
Druckgrafiken, Notizbücher, Plakate und Illustrationen zu Geheimpapieren
„erklärt“.
Grafik-Design, Illustration und Fotografie sind
mittlerweile zu einem kostenlos konsumierbaren Gut verkommen, das gerne
im Rahmen sogenannter „Community-Wettbewerbe“ kostenlos zur Verfügung
gestellt werden darf. „Selbstverständlich“ unter Abtretung sämtlicher
Rechte, denn angeblich handelt es sich ja um „Werbung“ für den
Gestalter. Die Konzeption kommt dem Grafik-Designer schließlich im
Schlaf, der Illustrator hat als Kind schon gerne gemalt, Stift und
Papier kosten ja nix und jedes Handy hat ne Kamera?!
Kommunikations-Design als Castingshow mit dem Aufmerksamkeitsfaktor
eines Newsletters, Tweets, Klicks. Und die Kunst hängt im Museum, wird
nicht verstanden, als Spekulationsobjekt hoch gehandelt oder schlicht
als Deko abgetan, die zum Sofa passen muss.
Bestes
Negativbeispiel für diese Art von „Community-Wettbewerben“ ist der
geplante Dawanda-Kalender 2015, der die Einreicher der kostenlosen,
druckfertigen Entwürfe „On-Top“ noch zum „Zwangsrabatt“ verpflichtet.
Nachzulesen hier:
http://de.dawanda.com/s/community-calendar?partnerid=newsletter&utm_source=newsletter&utm_medium=e-mail&utm_term=&utm_campaign=DE-2014-07-30-seller
Quintessenz
dieser Aktion, kostenlose Gestaltung für den Auslober, Zwangsrabatt für
den Einreicher, ein Belegexemplar (53 Belegexemplare bei Auflage von
5.000 Stück) als „Zuckerle“ für den Gestalter. Dass bei Abgabe des
Kalenders zum Selbstkostenpreis Dawanda den Designern und Herstellern
von Kalendern dann noch Konkurrenz macht, sehe ich wahrscheinlich zu eng
;-). Hat der Einreicher doch zuvor bereits die Nutzungsrechte
vollständig abgetreten.
Also stellen sich doch einige Fragen!
Warum müssen den Gestaltern faire Honorare gezahlt werden? Warum müssen
die Nutzungshonorare beachtet bzw. fair ausgehandelt werden? Weil
Grafik-und Textil-Design, Illustration, Fotografie und die Kunst Arbeit
sind. Weil Gestalter Problemlöser sind. Die Welt erklären. Die Welt
verschönern. Tragbare Mode entwerfen. Orientierungssysteme entwickeln.
Lesbare, ausgewogene Typografie entwickeln. Bücher schöner machen. Tolle
Stoffe und Heimtextilien entwerfen. Denn Grafik-Design ist mehr als
bunt und kleinkariert.
Hier könnt Ihr die Ergebnisse der Aktion „Kunstverstecke und Geheimpapiere“ betrachten:
http://de.dawanda.com/groups/Kunstverstecke-und-Geheimpapiere/pinboards/9310707-Geheimpapiere
http://de.dawanda.com/groups/Kunstverstecke-und-Geheimpapiere/pinboards/9310699-Kunstverstecke
http://www.pinterest.com/schraegerfuerst/kunstverstecke-und-geheimpapiere/
